Beim ersten gemeinsamen Besuch im April 2005 auf der ehemaligen Kolchose „Leo Tolstoj“ nahe der Stadt Tula bietet sich Peter Steffen, Sepp Holzer, dem am Projekt maßgeblich beteiligten Mitstreiter Karl Ludwig Schweisfurth aus München und dem Sohn Sepp Holzers, Josef Andreas Holzer ein ungewöhnliches, kaum glaubhaftes Bild. Zehntausende Hektar fruchtbaren Bodens als Brachland, und Menschen, die im Unterschied zu unseren Breiten mit Freude landwirtschaftliche Arbeit verrichten möchten und dabei noch fröhlich sind, wirken wie das Szenario zu einem gut „gecasteten“ Spielfilm. Eine unglaubliche Herausforderung, die kaum irgendwo sonst in Europa ähnliche Chancen und Rahmenbedingungen besitzt.
Nach ausführlichen Rundgängen, Vermessungen, Entnahmen von Bodenproben und einer genauen Bestandsaufnahme sagen Holzer und Schweisfurth Alexander Brodowski, dem Besitzer des Gutes, ihre Mitarbeit zu und fassen den Entschluss, umgehend mit der Revitalisierung der Landwirtschaft zu beginnen.
Die ersten fünf Schweine der Marke „Duroc“ und ihr Eber „Boris“ weiden bereits auf einer der Koppeln; ihre Ohren sind wie Sägeblätter zerfranst, ein Indiz für zahlreiche Impfungen, die in Russland anhand der Ohren markiert werden.
Für Sepp Holzer ein weiteres Indiz für die widernatürliche Haltung im Massenstall, woher diese Jungschweine stammen. „Schweine, die im Freien leben, brauchen keine Impfungen“, meint er und fügt hinzu: „Die Fangzähne wurden ihnen auch gerissen, damit sie sich auf dem engen Raum ihres früheren Massenstalls nicht gegenseitig verletzen; jetzt können sie keine Wurzeln mehr kauen, ein Skandal ist das Ganze!“ Erst die nächste Generation von Schweinen auf „Leo Tolstoj“ wird wieder mit intakten Zähnen und unverstümmelten Ohren ein Leben in Freiheit genießen können.
„Leo Tolstoj“ ist nicht nur eine Landschaft der unbegrenzten Möglichkeiten, sondern auch ...
... ein Ort, in den man sich ob seiner Romantik und Schönheit ein Leben lang verlieben kann!
Als die Bagger die ersten Hügelbeete nach Sepp Holzers Angaben auftürmen und die Zusammenarbeit mit den freundlichen und lernwilligen russischen Mitarbeitern Alexander Brodowskis klaglos über die Bühne geht, scheint die Türe zu einem neuen Zeitalter in Russland aufgestoßen.
4 Jahre später herrscht reges Leben und Treiben in Leo Tolstoj.
Die nach den Vorgaben von Karl Ludwig Schweisfurth errichtete Fleischerei ist voll in Betrieb, die Landwirtschaft blüht und gedeiht. Es gibt soziale Einrichtungen und wieder Hoffnung und Arbeit in einer Region, die bereits öde und ausgestorben darniederlag.
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